Winterkurs 2023

27. Mrz 2023 | Allgemein

Lange mussten wir im heurigen Winter zittern, ob aufgrund der mangelnden Schneehöhe ein qualitativ hochwertiger Winterkurs stattfinden kann. In der Woche vor Beginn konnten wir uns über 30 cm Neuschnee am Berg freuen.

Ab Sonntagfrüh dominiert die rote Farbe der Bergrettungsjacken das Ortsbild von Mitterbach. Zimmer werden bezogen, Material abgeladen und letzte Kursvorbereitungen erledigt. Pünktlich um 09:30 eröffnet unser Landesausbildungsleiter nach der Begrüßung des Bürgermeisters der Gemeinde Mitterbach den Kurs.

Durch die gute Vorbereitung der Teilnehmer:innen in den Ortsstellen kann sehr schnell mit dem Einsatztraining begonnen werden. Versorgungen von Verletzten, der Abtransport von verunfallten Personen und die Suche nach Verschüttungsopfern bei Lawinenabgängen können von allen Wintersportler:innen auf der Gemeindealpe vom Sessellift aus beobachtet werden und sind kaum vom Realeinsatz zu unterscheiden. Jedes Szenario wird nachbesprochen und Ausbilder zeigen neue Varianten, die in kommenden Fallbespielen trainiert werden.

So gehen die ersten beiden Tage am Berg zu Ende. Die Abende klingen bei Bergsteigerliedern mit Gitarrenbegleitung aus. Die Berge verbinden uns alle, unabhängig von der persönlichen Leistungsfähigkeit beim Klettern oder Schitouren gehen.

Bei besten Bedingungen und Sonnenschein wird der Tourentag absolviert. Ein Highlight für Teilnehmer:innen und Lehrwarte. Schitouren abseits der ausgetretenen Pfade, mit Pickel und Steigeisen, das ist das Tagesziel – nicht unbedingt der Gipfel. Einige Gruppen werden mit traumhaften Pulverschneeabfahrten belohnt. Die erlebten Geschichten werden gestenreich geschildert und so manche:r Teilnehmer:in muss nach einem Sturz bei der Abfahrt die Kommentare der Kamerad:innen über sich ergehen lassen.

Donnerstag steht ganz im Zeichen der gemeinsamen Lawinenübung. Die ganze Kursmannschaft trainiert, unterstützt von der Hundestaffel der Bergrettung, die Abläufe nach einem Lawinenabgang mit mehreren Verschütteten. Beim Zustieg ist es sehr ruhig, alle sind angespannt. Für viele ist es die erste große Einsatzübung. Angeleitet durch einen erfahrenen Einsatzleiter und mehrerer Gruppenleiter werden alle eingeteilt, ob beim Schaufeln, Sondieren oder Markieren vom Lawinenkegel. Alle Rollen sind wichtig und tragen zum Erfolg bei. Ziel ist es, als Team im Einsatz zu funktionieren. Individualisten sind fehl am Platz.

Am Freitag ist bei Einbruch der Dunkelheit viel Bewegung in den Quartieren zu beobachten. Die letzte große Aufgabe steht mit der Nachtübung vor der Tür. Sucheinsatz in der Nacht steht am Programm. Akjas werden zerlegt und am Rucksack verzurrt. 15 kg am Rücken der Bergretter:innen sind keine Seltenheit und müssen zum Einsatzort getragen werden. Angekommen beim Verletzten gibt es keine Pause, jede:r der Gruppe bekommt eine Aufgabe. Die Teilnehmer:innen sind nach einer Woche eingespielt und arbeiten harmonisch zusammen. Nach dem Abtransport, im Licht der Stirnlampen, wird am Übergabeort der Patient an den anwesenden Arzt übergeben. Auch im spärlichen Licht sind die lachenden Gesichter zu erkennen. Die letzte Aufgabe ist gemeistert.

Der Abend ist noch lange nicht vorbei, jetzt darf auch gefeiert werden. Nach einer sehr kurzen Nacht werden beim Kursabschluss alle Teilnehmer:innen durch unseren Landesleiter und Landesausbildungsleiter in den aktiven Dienst gestellt. Bei der Übergabe der Urkunden und des Bergrettungsabzeichens kann man in den müden Gesichtern auch den Stolz jeder/jedes Einzelnen sehen, Teil der aktiven Mannschaft zu sein.

Um Kurse dieser Größe abwickeln zu können bedarf es vieler helfenden Händen, die wir in Mitterbach finden. Die Ortsstelle steht uns täglich mit mehreren Bergretter:innen zur Seite. Die Gemeinde und Gastronomie nehmen und jedes Jahr herzlich in ihrer Mitte auf.

Alle Teilnehmer:innen, Lehrpersonal und die Hundestaffel der Bergrettung NÖ/W, die mit vier Hundeführern vor Ort war, investieren für diesen Kurs fünf Urlaubstage um zu lehren bzw. zu trainieren um verunfallten/vermissten Personen im alpinen Gelände, ehrenamtlich, 24/7 zu Hilfe zu kommen.

Fotos: © Georg Krewenka

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